tr?id=793499588571142&ev=PageView&noscript=1 Winterfrischgemüse - das Gemüse, das der Kälte trotzt

Winterfrischgemüse – das Gemüse, das der Kälte trotzt!


Innsbruck, 05. Dezember 2022

Der Winter wird allgemein im Gemüsebau als verlorene Jahreszeit angesehen. Die Böden werden im Spätherbst geräumt und Aussaaten beginnen teilweise erst wieder im Februar. Gemüse, welches im Handel in dieser Zeit erhältlich ist, wird dann größtenteils aus klimatisch günstigeren Gebieten importiert oder sehr energieintensiv im beheizten geschützten Anbau herangezogen. Durch den Import und dem teilweise ganzjährigen Angebot bestimmter Gemüsekulturen werden ökonomische, ökologische und soziale Aspekte, durch welche Nachhaltigkeit definiert wird, missachtet. Ein Projekt unter dem Titel „Winterfrischgemüse“ der Agrarmarketing Tirol versucht gemeinsam mit Partnern genau hier den Hebel anzusetzen.


Der Anbau von Wintergemüse ist in den östlichen Bundesländern Österreichs bereits erprobt und hat sich in diversen Versuchsanbauten bewährt. In Tirol gibt es erst wenige Ausnahmebetriebe, welche in diesem Bereich tätig sind. Im Rahmen dieses Projektes sind diese „Pioniere“ auf diesem Gebiet eingeladen worden, aus der Ausnahme Normalität zu machen.

In einer ersten Pilotphase haben 4 engagierte Betriebe über 40 Gemüsesorten in den Monaten August-Dezember 2022 geschützt angebaut.  Darunter befanden sich Klassiker wie Karotten, bunte Radieschen oder Gartensalate aber auch Exoten wie Pak Choi und Grün im Schnee.

Parallel zum Anbau des Gemüses wurden laufend einschlägige Daten gesammelt (Wachstumsstatus, Ausfälle, Pflanzengesundheit, Erntegewicht etc.).  Somit konnten erste wichtige Erfahrungen im Anbau von diesen Kulturen gesammelt werden. Die Ergebnisse können sich durchaus sehen lassen und attestieren dem Winterfrischgemüse in Tirol großes Potential, insbesondere in Zeiten des Klimawandels.

Prof. Wolfgang Palme, Abteilungsleiter Gemüsebau an der Höheren Bundeslehr- und Forschungsanstalt für Gartenbau in Schönbrunn, begleitet das Projekt von Anfang an von der wissenschaftlichen Seite: „Der Winter ist die verlorene, ungenutzte Jahreszeit im heimischen Frischgemüsebau, der buchstäblich weiße Fleck auf unseren Jahreslandkarten – nicht nur in unseren Hausgärten, sondern auch in den österreichischen Profigärtnereibetrieben. Winter ist nicht Hauptwachstumszeit, aber Erntezeit, und das scheinen wir vollkommen vergessen zu haben. Weil viele Gemüsearten wesentlich frosthärter sind als wir ihnen das zugetraut haben, eignen sie sich bestens für einen ungeheizten, saisonalen Anbau unter einfachsten Bedingungen. Statt in energiefressenden Intensivgewächshausanlagen zu Weihnachten Tomaten und Gurken zu ernten, erfreuen wir uns an frischen Kräutern, Salaten, Radieschen und vielem mehr. Tiroler Gemüsebetriebe haben dabei einen unschlagbaren Vorteil: sie liegen auf der winterlichen Sonnenseite des Landes!“

Bild 1 v.l.: Prof. DI Wolfgang Palme (HBLFA Schönbrunn), Peter Fankhauser (Restaurant Guat z´Essen), Mag. Matthias Pöschl (GF AMTirol) präsentieren stolz erste Ergebnisse aus dem Projekt „Winterfrischgemüse“.

Bild 2 v.l.: Die involvierten Produzenten: Hannes Rendl (Rendl´s Garten), Theresa Mair (Grotters Hofgenuss), Johanna und Clemens Lutz (Biohof Lumperer), Katharina und Matthias Plattner (Zirler Augarten).

Marktgärtner Hannes Rendl hat auf seinem Versuchsfeld in Kolsass über 20 Gemüsesorten angebaut. Sein aktuelles Resümee lautet folgendermaßen: „Für mich war von Anfang an klar, dass Wintergemüse in meinem Marktgarten angebaut werden wird. Nicht nur die traditionellen Frischgemüsesorten wie Grünkohl, Wirsing, Lauch bzw. Lagergemüse halten Einzug, sondern frische knackige Karotten, Kohlrabi, Salate, Radieschen, … sollen meine Auswahl erweitern. Internetrecherche und Bücher sowie Vorträge von Wolfgang Palme haben mich in meinem Vorhaben gestärkt und motiviert. Das Wintergemüse ist in seinem Anbau und seiner Kultivierung viel entspannter, da es in einem langsameren Tempo reift. Vorweg, bis Ende November wachsen die Kulturen nicht so rasant wie im Sommer, ABER sie wachsen gemächlich und das ist richtig entspannend für mich. Der goldige Herbst in diesem Jahr war ein absoluter Bonus für jeden Gärtner und für die Winterkulturen. Mein Tipp, den ich von Wolfgang Palme erhalten habe, und unbedingt jedem ans Herz legen will ist, weniger Stress im Sommer und mehr Genuss im Winter.“

Auch GF Matthias Pöschl von der Agrarmarketing Tirol, zeigt sich vom Projekt begeistert: „Damit können wir der herkömmlichen Saisonalität ein Schnippchen schlagen. In einem ersten Schritt möchten wir Gastronomiebetriebe vom Einsatz des Winterfrischgemüses überzeugen. Hier benötigt es noch intensive Überzeugungsarbeit. Gelingt es uns, haben wir eine klassische Win-Win-Situation.“

Dass die Verarbeitung von Wintergemüse durchaus „Genusspotential“ hat, bewies Gastronom Peter Fankhauser aus dem Zillertal durch köstliche Gerichte: „In meinem Betrieb verfolge ich ohnehin den Ansatz der Permakultur. Dieses Projekt ist ein weiterer Puzzlestein, zur konsequenten Umsetzung meiner Nachhaltigkeitsstrategie“.
Noch bis Ende Februar 2023 läuft diese erste Pilotierungsphase. Bis dahin sind auch die letzten Kulturen aus dem Projekt geerntet. Im Anschluss daran erfolgt Phase 2 des Projektes. Die gesammelte Erfahrung aus der ersten Projektphase wird genutzt für die Erweiterung des Projektes.

Bildmaterial (honorarfrei, © AMTirol / T. Steinlechner)
Kontakt: Bernhard Vettorazzi, Agrarmarketing Tirol GmbH, Tel. 0512/575701-13

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